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Über die Notwendigkeit von Kaffee und Kuchen, Tabak und Bier

#1 von nilst , 19.09.2009 21:13

Machen wir es uns klar: Der ursprüngliche Genuss von seltenen wohlschmeckenden, wohlriechenden oder berauschenden Mitteln war ein kollektiver Vorgang. Er fand nach Jagd, Krieg, Ernte und anderen Gruppenarbeiten oder -anstrengungen oder auch nach Abwendung von Gefahr für die Gruppe statt und diente der sozialen Stabilisierung und Kollektivbildung. Stressabbau und das Loben der Besten war integraler Bestandteil und es kam zu zeremonieller Gemeinsamkeit. Religion entstand hier, bis hin zu gemeinsamer Trance mittels Rausch und Rhythmus uswusf.. Ich glaube, auch als ehemaliger Offizier, dass Gruppendynamik durch kollektiven Genuss befördert wird, sicher wird da jeder zustimmen, der tatsächlich fröhliche Runden dieser Art miterlebt hat. In den meisten Fällen ist bei bereits vorhandener positiver Gruppendynamik das gemeinsame Erleben nicht extensiv, man "passt aufeinander auf" (Fragen Sie mal nach, wie es war, als meine komplette Artillerieabteilung im Standortlokal "Wilde Sau" erst-und letztmalig dafür gesorgt hat, dass die kompletten Biervorräte aus den Fässern ausgetrunken waren und der Wirt Flaschenbier besorgen musste :-))... Es ist absolut nichts passiert mit 300 Mann incl. der Gäste samt Misswahl, aber es wurde noch jahrelang darauf angestossen, denn DAS hatte der Wirt noch nie erlebt, das mit dem Bieraustrinken nicht und vor allem nicht, dass es keinen Ärger gab während des Abends und danach. Und da wir extra wegen diese Feier als Auszeichnung und Ausnahme komplett aus dem System der Gefechtsbereitschaft herausgenommen worden waren, was wieder einmalig war, kam es zu einem gewissen Stolz bei meinen Männern, denn es wurde nicht davor und ausser uns niemals danach wieder ein komplettes Bataillon aus dem System genommen, um eine Feier des erfolgreichen Ausbildungsjahres zu ermöglichen...das muss so 1987 gewesen sein, allerdings hatten wir auch eine absolut couragierten und kantigen Regimentskommandeur, der das genehmigt hat...Gruss an Sie, Herr M'le.. ) . Ich würde diesen gemeinsamen Genuss positiv bewerten, zumal eine vorwärtsbringende Assoziatiion "kollektive Anstrengung - kollektives Feiern" damit verbunden ist, die weit über das Freisetzen von Botenstoffen der Genussmittel hinausgeht, dadurch aber verstärkt wird. . Wesentlich ist die positive, kollektive Verknüpfung von Erfolgserlebnissen gemeinsamer Arbeit mit gemeinsamer Entspannung, dies im wörtlichen Sinn.

Es ist sogar so, dass eine NOTWENDIGKEIT für diese sich ständig wiederholende Schleife in menschlichen Sozietäten existiert. In dieser Form werden übrigens auch positive Gruppenzwänge etabliert, die unverzichtbar sind für das Überleben der Gruppe, einschliesslich der Wahl und der periodischen Bewertung des Anführers, der, wenn er klug ist, hier an Ort und Stelle kollektive Meinungsbildung voranbringt und sich dann mit den Rechten der Durchsetzung des gemeinsamen Beschlusses ausstatten lässt und übrigens mit einem "Prosit" Loyalität einfordert. Das ist so einfach wie das Amen in der Kirche. Natürlich ist diese gemeinsame Feier nun nicht die alleinige Gelegenheit der Beschlussfassung, steht jedoch in engem Kontext, in jedem Fall fasst man kollektive Entschlüsse VOR dem gemeinsamen Handeln und vertritt sie dann gemeinsam nach aussen, was ebenso einfach zu verstehen ist.... insofern ich mich tatsächlich ständig über diese mediengeilen Partei-Quasselstrippen wundern muss, die nach der Beschlusskonferenz ihre vom Beschluss abweichende individuelle Meinung hinaustrompeten und damit zielgerichtetes gemeinsames Handeln gefährden..... Die sollen lieber nach dem Beschluss intern mit einem Glässchen anstossen, ein Friedenspfeifchen rauchen und dann strahlend gemeinsam nach aussen Geschlossenheit demonstrieren, aber dies nur am Rande ((die Damen und Herren haben sich das ja nun selbst verboten, kollektive Selbstkasteiung, Masochismus im grossen Stil (es sei denn, dass Wasser gepredigt, aber Wein getrunken wird, wie ich vermute ), jedenfalls ein grosser Unsinn, das Ganze)), die Jungs und Mädels haben das Prinzip nicht verstanden, nicht das innere und nicht das äussere oder andersherum: Es sind unter einem verwaschenen Demokratie- und Freitsbegriff Tugenden verloren gegangen, die immer mehr die Freiheit einschränken, da anstelle von Ethik und Anstand kleinkarierte Regelungen treten uswusf, es ist im Grunde ein einziges Drama, was man gut am Beispiel der Genussmittel-Gesetzgebung festmachen kann: Also genau 74 Quadratmeter sollen es sein, dann darf man in der Kneipe noch rauchen, aber keine selbstgemachten Speisen warm verabreichen, was aber noch näher definiert werden muss.... Die Juristen werden sich dumm und dämlich verdienen an diesem Mist... :-) Und die SPD macht das noch mit, die Partei, die im Ruhrgebiet gross geworden ist, in den Eckkneipen, wo die Kumpels beim Bierchen sich getroffen haben, um ihr Tagwerk zu begiessen und dann irgendwann sich zusammentaten und kollektiv ein wenig ihre Situation verbesserten... Es ist eine Visionslosigkeit und Feigheit höchsten Masses festzustellen, nein wirklich. Die Roten sind sich wie selten einig und zerstören selbst ihre eigenen Kristallisationspunkte... . Es könnte natürlich auch sein, dass man zum Machterhalt kollektives Bewusstsein AN-SICH verhindern will, weil der vereinzelte Bürger sich besser niederhalten lässt ( was ich nun eher den SPD-Dunkelroten zutraue, denn der hellrote Lafo der Weinfreund ist der bessere Mobilisierer und soll sogar Geniesser sein, der kann doch mal, auch wenn es nur taktisch ist, was wir ja ohnehin kennen, ein Eckkneipen-Förderprogramm auflegen oder wenigstens vorschlagen :-) ) ? Rauchfreie Fussballstadien zum Aggressions-Abbau also, das Kolosseum lässt grüssen... Und nun kommt das Allerlächerlichste: Im Ergebnis dieser Hin-und-Her-Kleinkrämerei in Bezug auf Tabak verliert die CSU einen Haufen Stimmen sowie die absolute Mehrheit und erreicht genau das Gegenteil und rudert nun zurück, das lag echt nicht an Frau Pauli...In eine Partei eintreten, ich ? Lächerlicher Gedanke, ehrlich. Begreift das Prinzip und der/die Deutsche geht auch wieder wählen, die Unlust ist hausgemacht. Sie sehen hier, wie man am Beispiel des Genusses respektive aus dessen Umfeld induktiv schliessen kann, so wie man übrigens auch deduktiv Ursachen für das Verhalten innerhalb der Tabakbranche finden kann, die zum Glück für die Genusslosen sich einfach nicht einig werden will, woran aber gearbeitet wird, und da helfe ich gern mal mit ein bisschen mit, denn wenigstens hier muss es eine theoretisch unterlegte VISION geben, damit ich nämlich auch in Zukunft noch mein Pfeifchen rauchen kann, und da sehe ich wenigstens noch einen Sinn sowie Mobilisierungschancen.. (Nachzulesen hier:
http://www.berliner-tabakskollegium.de/a...tkb_vision.html )

Gut, weiter im Text der Begründung, dass es Genussmittel geben MUSS:

Es gab in der DDR eine Untersuchung im Militärwesen über Alkoholmissbrauch, dort wurde auch das sogenannte "Dienstbier" in den Focus gestellt, also das Feierabendbierchen der Offiziere einer Einheit nach Dienst. Man stellte fest, dass ein kurzes Zusammensitzen mit einem Bierchen und einem Zigarettchen nicht nur nicht schadet, sonder sowohl die dienstliche Gruppendynamik fördert als auch den Ehefrieden im Privatbereich, weil der dienstliche Stress sich bereits aufgelöst hatte und aufgestaute Aggressionen und Missverständisse abgebaut waren, auch für den Folgetag wichtig. Ich sprach übrigens soeben vom kleinen Bierchen nach Dienst, nicht von ständig durchzechten Nächten einsamer oder schlecht verheirateter Militärs oder Kommandeuren mit Macho-Gehabe usw..

Ganz ähnlich verhält es sich, wenn unsere lieben Frauen etwas später als gewöhnlich nach Hause kommen, weil sie noch mit ein paar Kolleginnen herumgekichert haben bei Kaffee, Kuchen, Eis und Wein.. Es ist doch klar, dass der eheliche Feierabend auf diese Tour öfter im Bett endet, was wieder eine ganz andere Art von Gruppendynamik erzeugt im besten Falle und sogar wörtlich (jedenfalls war es bei uns so , es war ein "aus-zwei-mach'-vier"-Spiel) :-)))

Der springende Punkt ist nun, dass es zunächst einmal überhaupt Kollektive GEBEN MUSS, Kollektive, die eine Aufgabe gemeinsam erfüllen mit Schweiss und Anstrengung und dann das kollektive Erfolgserlebnis durch gemeinsames Feiern verstärken und dazu zusätzliche Botenstoffe über Genussmittel freisetzen... Es muss diese gemeinsam agierenden Gruppen von Menschen, die sich arbeitsteilig gegenseitig Respekt zollen, überhaupt noch geben... Genau da, meine lieben Leser(innen), sitzt der ganze Kern. Es liegt so klar wie die Sonne über Ihnen : Genussmittel sind nicht nur angenehm, sondern NOTWENDIG in diesem Sinne, und das alles aus positiv-sozialer Perspektive. Missbrauch kommt vor, ist aber auf der Grundlage sozialer Kontrolle innerhalb der Gruppe (auch weil am nächsten Tage wieder "Jagd" ist), nach meiner Erfahrung wesentlich seltener. Nochmal: Genussmittel spielen in diesem Kontext eine objektiv positive Rolle, weil sie sozialisieren anstelle von desozialisieren... Sie unterstützen Aggressions-und Stressabbau und ermöglichen einen unbelasteten Arbeitsbeginn des nächsten Tages uswusf.. Ich denke, dass die Menschheit nicht umsonst sozialisierende und desozialisierende Genussmittel seit jeher fein unterschieden hat. Man nannte die dezozialisierenden Genussmittel dann "Drogen", weil sie den sozialen Zweck von Genussmittelgebrauch sehr stark gefährden, vereinzeln und das Mitglied aus der Gruppe herauslösen. Es ist klar, dass die Grenzen fliessend sind. Klar ist aber auch, dass sehr stark abhängig machende und vereinzelnde Drogen wie Heroin, LSD usw. die Gruppendynamik extrem stören und schon immer abgelehnt wurden, auch weil der so entstehende "Pflegefall" ökonomisch untragbar ist auf Dauer, besonders wenn er in Massen auftritt.

Insofern sind Kaffee und Kuchen (Zucker), Wein und Bier (Met), Betel, Koka-Blätter, Tee absolut ernstzunehmende positive Dinge, die zunächst einmal positiv wirksam sind für die Gruppe und damit auch für die Gesellschaft, nicht gerechnet diejenigen, die ihr Tagwerk mit der Herstellung verbringen und davon leben.

Wenn das aber so ist, dann kann das Genussmittel selbst NICHT auf dem Index stehen, sondern der Umgang damit muss näher untersucht werden und die Umstände, die zu desozialisierendem Missbrauch führen (oder zur Verstärkung von bereits eingetretener Desozialisierung, sozusagen als falsch angewandte Kompensation der Depression, die aus der Vereinsamung kommt). Es geht also weit hinaus über das übliche Freiheitsgesülze der Genussmittel-Verkäufer , Genussmittel sind für den Zusammenhalt von Sozietäten NOTWENDIG, man muss also gar nicht irgendwelche Marketingstrategien über die angebliche "Entscheidungsfreiheit des Volljährigen" laufen lassen, sondern anstelle des durch pervertierte Verkäufer und Produzenten angestrebten Massenkonsums dem Genussmittel wieder den wichtigen, sozialisierenden Platz einräumen, auf den es gehört. Weniger ist hier sicher mehr und die Vatergeneration hat eine immens wichtige Aufgabe zu erfüllen: Sie führt gefälligst die Generation der Söhne an "vernünftigen" Umgang mit Genussmitteln heran. ICH, der Vater , trinke mit meinem Sohn das erste Bier uswusf., ich bringe es ihm bei, dann hat er eine Chance auf Genuss (aber nur, wenn er sich dessen unter Freunden bedient, die er natürlich haben muss...) Wenn man den Menschen ihre Sozietäten nimmt oder deren Kristallisationspunkte, sind sie leichter beherrschbar, nun gut. Allerdings wird es mehr und mehr Amokläufer geben, eine einfache Sache. Und DAS, das ist dann tatsächlich nicht mehr beherrschbar, mein Gott, wie ich diese danach die Symptome diskutierenden Talkshows hasse.... Ein zu weiter Bogen, meinen Sie ? Kommen wir dann also nun zu Nineeleven, nur so wegen der Symptom-Diskutiererei.... Nennen wir es Dialektik, und die kommt mehr von Hegel her, nicht dass nun wieder die Marx-Totschlagkeule kommt, liebe Abendländler :-)

So offen ungefähr diskutiert das Tabakskollegium Berlin, darunter Morgen- UND Abendländler, und da sind naturgemäss nun nicht alle dieser Meinung und deshalb ist das hier auch nur meine eigene, aber das Kollegium handelt oft praktisch zielführend nach der Diskussion und hat einen Riesenspass dabei, neben der humorvollen Runde-an-sich auch deshalb, weil sich so natürlich häufig kollektivstärkende Erfolgserlebnisse einstellen, siehe zB hier:
http://www.berliner-tabakskollegium.de/a...-05-DM2009.html
(auch wenn es nicht in jedem Einzelfall zu dem "aus-zwei-mach`-vier"-Ergebnis gekommen ist nach der Rückkehr vom Stammtisch ins eheliche Schlafgemach....) Hier als Vorreiter zu gelten, ist zwar ehrenvoll, klingt aber anzüglich... Ich werde nachher kurz mal meine Frau fragen, ob das stehen bleiben darf, nun, es wurde augenzwinkernd genehmigt :-))))))))))))))))))

uswusf., ich schreibe später weiter... muss jetzt nach Dortmund zur Messe... Und wissen Sie, was ich als "Pfeifenmacher des Jahres 2007" da mache ? Ich gehe zur Zigarettenindustrie und mache meinen Frieden mit denen, denn leider haben sich in der Vergangenheit Teile der Zigarren-und Pfeifenindustrie ein wenig arrogant als alleinige "Geniesser" über die Zigarettenleute erhoben.... Ich wollte vor ein paar Jahren das Marlboro-Männchen vom Pferd schiessen, dass war falsch. Richtig ist, gemeinsam an einem Konzept höherer gesellschaftlicher Akzeptanz zu schmieden, was aber nur greifen kann, wenn man zur ursprünglichen Funktion der/des Genussmittel(s) zurückkehrt und ausserdem die unbestreitbaren Rechte der Nichtraucher in einen Kontext des Leben-und-leben-lassens stellt. Easy livin', wie mein Freund DvK immer sagt :-)))))))))) (und der raucht Pfeife und ganz selten mal eine Pall Mall ohne Filter, ein praktisch agierender Friedesengel also...)

(C) Nils Thomsen, Übernahme (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung, Quellenangabe und Barzahlung

 
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zuletzt bearbeitet 13.02.2010 | Top

   

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