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Auftragstaktik <-> Befehlstaktik.. überhaupt Taktik im Tabakskollegium Berlin ? :-)

#1 von nilst , 21.09.2009 22:54

Liebe Leser,

im Zuge der Berichte über und Wertungen unser(es) Klubleben(s) fallen gelegentlich diese Begriffe und es werden falsche Schlussfolgerungen über uns gezogen, wenn/weil sie missverstanden werden. Daher ist es vielleicht dem Verständnis förderlich, wenn einmal darüber sehr offen gesprochen wird. Wir glauben, dass jede Gruppe sich zunächst einigen demokratisch verabredeten Prinzipien unterwerfen sollte, die dann allerdings auch durchgesetzt werden müssen. Diese Prinzipiennotwendigkeiten verändern sich mit der Zeit im Zuge der Gruppendynamik und werden dann präzisiert, manchmal auch die Prinzipien selbst. Zum Beispiel kann als Prinzip auch einfach "gegenseitiger Respekt und Anstand" eingeführt werden, trotzdem kommt man um ein Minimum an Regeln nicht herum. Je höher dann der Integrationsgrad der Gruppe, desto unwichtiger werden diese Regeln im Sinne von "etwas regeln", weil sie zu "Moral" werden, also zu ungeschriebenen Handlungsvorgaben für das Leben in der Gruppe, die mental bedingt eingehalten werden. Nochmal: Regeln werden zur Gruppen-MENTALITÄT, also zu gefühlsmässig eingehaltenen Normen. Darunter übrigens leidet die BRD seit langem: Verschieden verstandene(r) Anstand und Moral werden u.a. wegen De-Integration durch Regeln aller Art ersetzt, die aber genau wegen der fehlenden Moral nicht greifen.. Oder anders herum: Man definiert Moral juristisch über Regeln, der Intelligente Kleinkriminelle sucht die Lücken und sagt, er handele doch nicht gegen die Regeln und damit nicht unmoralisch oder noch anders, was nicht juristisch verfolgbar ist, sei auch nicht unmoralisch, also: Das GEFÜHL für Recht und Unrecht, das GEFÜHL für Anstand geht verloren, Mit-GEFÜHL, ein unhaltbarer Zustand... Es fällt unangenehm auf, dass die "kleinen" Leute zunehmend mit der moralischen Keule geprügelt werden, während die "Grossen" im Sinne des Obengesagten mehr und mehr (in den Gesetzeslücken lebend) ausschliesslich juristische Kategorien akzeptieren und dann, noch frecher, gegen diejenigen juristisch "wegen Verleumdung" vorgehen, die ihnen ihr moralisches Versagen zum Vorwurf machen (!).. Vielleicht sollte man ein paar Oberlehrer und Juristen aus den gesetzgebenden Institutionen endlich einmal herausschmeissen...Die versauen nämlich auf haarspalterische Weise das Wichtigste: Den MENTALEN Zusammenhalt einer Gesellschaft. Das zunächst einmal allgemein. Wenn nun Unternehmungen jedwelcher Art durch diese Gruppe geplant werden, muss die vorbereitende Arbeit aufgeteilt werden, sie teilt sich nicht von alleine auf, diese gottverdammte Arbeit... Also muss irgendjemand einen Vorschlag machen, wie sie denn nun aufgeteilt werden soll, auch wegen der Gerechtigkeit, aber eigentlich wegen der Effizienz. Die Effizienz ist aber nur dann dauerhaft und wiederholbar, wenn die Aufgabenteilung gerecht ist und die Fähigkeiten und den realen Zeitfonds der Gruppenmitglieder einbezieht. Man kommt nicht drumherum: Es gibt eine Balance zwischen Führungsnotwendigkeit und Spontaneität , was die Grünen effektvoll nachgewiesen haben in ihrer Entwicklung.... spontan sind sie immer noch, jedenfalls greift Madame C. anscheinend oft ganz spontan nach Klamotten im Kleiderschrank, von da was und von dort was... :-) Nun, man könnte für die militärischen Begriffe sicherlich zivile finden, Kurt wird sicherlich mit Begriffen aus seiner Managerzeit operieren, ich verwende nun einmal häufig die Begriffe aus meiner Biografie heraus, sie meinen oft dasselbe und werden überwiegend verstanden bei Leuten, die irgendwas miteinander unternehmen oder etwas effektiv aufbauen wollen.

Die Begriffe selbst beschreiben zwei verschiedene militärische Führungsmethoden, sie entstammen aber ursprünglich dem Bereich allgemeiner gemeinsamer Tätigkeit , zum Beispiel der Jagd oder der Bewältigung einer Aufgabe, die Planung und Führung erfordert, die dann allerdings auch mit der Einzelverantwortung für Entscheidungen verbunden ist . Real ist dann die tatsächliche Führung immer zwischen diesen beiden Polen angesiedelt, so wie auch jede Gesellschaft immer gleichzeitig diktatorische oder/und demokratische Prinzipien vertritt. Es gibt keine "reinen" Diktaturen oder Demokratien, es geht um die zweckmässige Balance zwischen diesen beiden Polen. Meiner Meinung nach ist die BRD etwas zu weit in Richtung Demokratie...Scheindemokratie abgedriftet, jeder Dussel kann wichtige Dinge endlos aufhalten, und das noch aus rein formalen Gründen. Die Führungselite ist unheimlich oft und lange mit sich selbst beschäftigt, betreibt Nabelschau und die eigentlich zu lösenden Probleme bleiben liegen... Höhepunkt und Symbol dessen ist dann die völlig unkontrollierte unheilvolle Internet-Newsgroup-Pseudodemokratie, sicher dem relativ neuen Medium geschuldet und vielfach in Korrektur, glücklicherweise... Andererseits bin ich nach 20 Jahren BRD mittlerweile der Meinung, besser so als andersherum, das ist mal klar, Churchill sei Dank, er hat`s auf den Punkt gebracht und die Abendländler im Klub haben es mir tatsächlich geduldig erklärt , wofür ich wirklich dankbar bin (auch wenn ich sie nun schon wieder grinsen sehe :-) ).

Kommen wir nun zu den Begriffen:

Befehlstaktik: Der Kommandeur befiehlt seinen Unterstellten "von oben herab" jede erdenkliche Kleinigkeit in Form des Gefechtsbefehls. Das kann nötig sein, wenn er nur über ungebildete oder schlechtausgebildete Unterführer oder Soldaten verfügt (zB stand Stalin vor diesem Problem zu Kriegsbeginn 1941, weil er 1938 im Zuge einer Säuberungswelle innerhalb der Sowjetarmee sehr viele Führungskader erschiessen lassen hat. Zeitweise wurden Divisionen mit 10000-20000 Mann durch Leutnants geführt, die normalerweise Kompanien von 200-300 Mann haben, Shukow hat vor den Seelower Höhen tatsächlich SELBST einzelne MG-Stellungen kontrolliert... ). Die Befehlstaktik ermöglicht sehr schnelle Teilerfolge, hat aber viele entscheidende Nachteile: Die Unterstellten identifizieren sich oft nicht mit der Aufgabe, es kann zu Kadavergehorsam kommen und vor allem kann nicht auf schnelle Veränderungen reagiert werden, weil die unteren Ebenen schlecht ausgebildet sind und auf den Befehl warten. Der wichtigste Nachteil ist jedoch die Nichtausprägung von Eigeninitiative. Illoyalität und Versagen ist oft die Folge. Es gibt Vorteile in der Geheimhaltung , da keiner etwas vom anderen weiss und daher nichts verraten kann, es gibt noch mehr Vor-und Nachteile. Entscheidender Vorteil ist die Schnelligkeit im Einzelfall, wenn der Kommandeur sein Handwerk beherrscht. Daher ist diese Befehlstaktik immer auch zeitweise in der folgenden Variante enthalten, zB bei unklarer Lage, allgemeiner und schneller Lageveränderungen auf oberer Ebene, Zeitdruck, plötzlicher Gefahr usw. Andererseits sind natürlich immer auch Elemente der folgenden Variante hier enthalten, weil ein allgemeiner Kommandeur einfach nicht genug weiss über die Funkgeräte, Motoren, Küchenleistungsparameter uswusf. Die sogenannte "sozialistische Kommandowirtschaft" hat zum Teil ihre Ursache in diesem Desaster von 1938 und dem aus ähnlichen Ursachen entstandenen "Kriegskommunismus", es ist klar, dass man auf Dauer die Produktion von Damenunterwäsche nicht vom grünen Tisch im Politbüro aus planen kann... und schon gar nicht, wenn die eigenen Ehefrauen aus Altersgründen Feinripp tragen :-)))))))))))))

Auftragstaktik: Der Kommandeur stellt/bespricht/erarbeitet die allgemeine Aufgabe und lässt seine Leute über die beste Variante zur Erfüllung ihrer definierten Teilaufgabe nachdenken, dann wird diese Idee geäussert und der Kommandeur präzisiert das dann und "bestätigt den Entschluss" des Unterstellten. Dann bindet er den Entschluss in die Erfüllungsmethode der Gesamtaufgabe ein, zB in den Zeitplan der Aufgabe, er verzahnt also die verschiedenen Entschlüsse. Dann erarbeitet und gibt er den "Gefechtsbefehl", in den die Ideen seiner Leute eingeflossen sind. Der ungeheure Vorteil besteht darin, dass der unterstellte Kommandeur natürlich am Besten weiss, was seine Leute können und wie der Zustand seiner Technik real ist und so erstens einen viel praktischeren Entschluss meldet und sich natürlich auch mit dem (es ist ja seine eigene Idee) viel besser identifiziert. Da er ja nun die Gesamtaufgabe kennt, kann er sich viel besser einbinden und auf Lageveränderungen reagieren. Die Nachteile liegen im Zeitfaktor und in der Gefahr ständiger Diskutiererei sowie des Abfliessens von wesentlichen allgemeinen Informationen und mehr. Letztendlich ist die Auftragstaktik, die auch die Wehrmacht einsetzte, wesentlich effektiver und erzieht die Kommandeure zu gegenseitigem Respekt, Vertrauen und Loyalität. Ausserdem ist die gegenseitige Ersetzbarkeit bei Ausfall in der Befehlskette so besser gewährleistet. Notwendig ist, dass der Kommandeur sich ständig offen der Kritik unterwirft und Optimierungssysteme zulässt, denn ansonsten zerstört nichtgehörte und ständig herumwabernde Kritik sein Team. Störenfriede und Randalierer erkennt die Gruppe dann schon selber, keine Sorge. Reagieren muss dann wieder der arme Kerl an der Spitze, so ist halt das Leben :-))

Es gibt eine lange Reihe von Vorteilen und Nachteilen der beiden Führungsprinzipien, ausserdem fliessen immer beide Formen ineinander über, man kann aber sagen, dass gute und auf lange Sicht siegreiche Armeen die Auftragstaktik bevorzug(t)en und die Fähigkeiten ihrer unterstellten Kommandeure achten, nutzen und dann auch würdigen. (Cäsar zB hat in Germanien/Gallien seine Offiziere häufig nicht aus dem Pool der adligen und karrieregeilen Jünglinge des dekadenten Rom ein"fliegen" lassen, sondern aus den Reihen talentierter Unterführer selbst die zukünftige Führungsmannschaft zusammengestellt, auch Germanen und Gallier, deren spezielle Kenntnisse in seine Anordnungen einflossen, die nach Leistung befördert und konnte dann über diesen Stamm talentierter Leute verfügen und war erfolgreich. Wie stark dieses System ist, kommt in seiner Ermordung zum Ausdruck). Extrem auftragstaktisch arbeiten oft Partisanenbewegungen , Terrorgruppen, Untergrundkämpfer und häufig auch Agenten . Die Klammer ist oft ideologisch, das Vorgehen oft konspirativ, der tatsächliche Erfolg kann trotz minimaler Mittel überraschend gross sein. Der gestellte Auftrag ist meistens sehr weit gefasst und allgemein gehalten und in einen speziellen moralischen Konsens integriert. Man könnte sagen, je höher die Kampfmoral und der Ausbildungsstand aller Führungsebenen, desto leichter ist die Durchsetzung auftragstaktischer Prinzipien. Ein Beispiel ist sicher auch die Waffen-SS, jedenfalls sehr lange, eine spezielle Art von Moral vorausgesetzt.
Ein weiterer Beweis ist der Erfolg der Linken derzeit. Neben der Tatsache, dass sie eine Botschaft haben und sich diese nicht ständig durch Praktikabilitätserwägungen zerreden lassen (Gemeinsinn und Eigennutz in Balance zugunsten aber von Gemeinsinn, Herauslösung wesentlicher existenzieller Bereiche wie Gesundheit, Schule.. aus dem System von Profitgier usw. ), beherrschen zumindestens die Ost-Linken die Dialektik der beiden Taktiken ( Dietmar B. ist mit mir auf dasselbe Gymnasium gegangen, eine Klasse tiefer, brillanter Kopf. Ich verstehe nur nicht, dass er mit seinen Jungs gegen das Rauchen ist, wo doch das Rauchen ein Unterschichten-Wählergruppen-Phänomen sein soll laut einer absolut frechen und arroganten Berlin-Studie, wonach die doofen, primitiven Raucher ja alle der Unterschicht entstammen und im Wedding und in Neukölln wohnen sollen, elende und bodenlose Frechheit, zumal man nicht berücksichtigt hat, dass dort auch die Gewerbegebiete samt Dieselruss anzutreffen sind und der Feinstaub in den Lungen der Proleten sicher massgeblich auch damit zu tun hat...also, das Rauchen seitens der Linken zu verdammen war ein taktischer Fauxpas, das Credo "Leben-und-leben-lassen" wäre besser gewesen, andererseits: Die allgemein anzutreffende ideologische, taktische und rhetorische Finesse der Linken zieht sicher intelligente und nachdenkliche Leute an, und die rauchen ja nun laut Studie nicht, das ist eben so ein Dilemma mit den Studien. Ich würde nach meinem Bauchgefühl handeln: Meine Stammklientel scheint überproportional Raucher zu beinhalten, also: Politik des Ausgleichs. Und: Das Pfeiferauchen ist ein Symbol mittlerweile für Nachdenklichkeit, also Vorsicht mit den potentiellen Wählern :-)) ...) . Insofern sind sie absolut im Vorteil, praktisch gesehen. Dass es nun die Linken aus dem Osten sind, beeinträchtigt die Richtigkeit der Nutzung wissenschaftlich erarbeiteter Taktiken und Führungsprinzipien in keiner Weise. Dazu kommen noch ein medial überaus gewandter Lafontaine mit Gysi, die die innere Führungsqualität als "Parteiaussenpolitiiker" gewinnträchtig vermarkten. Die SPD hat dem einfach nichts entgegenzusetzen ausser (noch dazu schwindener) Masse und (verratener) Tradition , weder eine verständliche Leitlinie (die ursprüngliche, von Bebel stammende Idee wurde den Hedgefonds und der Grossindustrie geopfert) noch gute Taktiker, es ist beschämend. Die Sozen haben schlicht und einfach ihre Religion verraten, der Obertechniker von damals erläutert nun das Wort "Gemeinsinn" und das noch mit der Stimme des damaligen Oberhirten, das kann einfach niemand, kein Taktikspezialist, noch nicht einmal ein napoleonähnliches Genie, glaubhaft in Handlungsanweisungen umsetzen... Ein bisschen Moral scheint also wichtig, auch wenn es unpraktisch ist.. Also streben sie das Trockenbleiben unter Angelas Regenschirm an, die wiederum ist taktisch auf der Höhe mit ihren Christdemokraten samt CSU ... Dazu kommt noch Westerwelle: Klare Botschaft, den Mittelstand zu fördern und zu entlasten, den alten, sozial agierenden Familienbetrieb meint er hoffentlich... Krupp war zehnmal so sozial wie diese heutigen egoman-verantwortungslos handelnden Manager-Angestellten oder die Banker, die ihre ursprüngliche Aufgabe, nämlich die Finanzierung der materiellen Produktion, vergessen haben im Individual-Casino, das WIEDER durch klein-und grosskriminelle Angestellte betrieben wird, die die Eigentümer bescheissen... Ich muss selbst über mich lachen, aber ich finde die Bayern echt ganz gut, die sind stolz auf ihre Heimat und haben in der CSU einen Haufen Leute, die Wirtschaft können, gleichzeitig Familie nicht zerreden, sondern schlicht und einfach fördern, ein gewisses, zwar kollektivegoistisches, aber dennoch soziales Gewissen haben. Klüngel hin, Klüngel her, König Strauss wirkt nach, die haben Glück gehabt mit einer Identifikationsfigur, der in meinen Augen ebenfalls was von Führungsprinzipien verstanden hat (und in Stoiber einen guten Stabschef hatte).... Dass Auftragstaktik aber auch ihre Tücken hat, sahen wir kürzlich am Beispiel des bedauernswerten Oberst Klein in Afghanistan: Klar ist, dass der "Beauftragte" weitgehende Entscheidungsfreiheit haben muss, er wird die Initiative im Bedarfsfall laut Auftrag selbst ergreifen müssen, es gibt keinen Detail-Befehl, das ist ja ganz klar in diesem Fall, denn die Auftraggeber sitzen ziemlich weit weg und können die aktuelle Lage nicht kennen, ja man hat das Gefühl, als wollten sie die aktuelle Lage auch gar nicht zur Kenntnis nehmen (weil sie ja dann den Namen des Auftrages ändern müssten..)... Umso schlimmer, aber dann muss man sich auch konsequent hinter seine Männer stellen und ihre Entschlüsse akzeptieren.. Nun, man entsendet also einen Krieger, einen Militär also, mit dessen spezifischen Kenntnissen zur Erfüllung eines weitgefassten Auftrages, der naturgemäss vage formuliert sein muss. Nun geschieht es, dass dieser kommandierende Militärspezialist, Krieger also, den Diebstahl von Kriegsmaterial, nämlich Treibstoff, bemerkt, welches in Form von Molotow-Coctails und als Treibstoff gegnerischer Gefechtsfahrzeuge seine Aufgabe (und noch schlimmer, das Leben der ihm anvertrauten Unterstellten) gefährden kann. Er handelt also als Krieger und unterbindet die Erhöhung der seine Männer optional tötenden Kampfkraft des Gegners und lässt das ganze Diebesgut mangels anderer Möglichkeit und wegen ungenauer Kenntnis der Lage in Flammen aufgehen, was natürlich richtig ist. Was der Krieger nicht bedacht hat: Er ist per Definition nicht im Krieg... Die (35 ?) toten deutschen Soldaten sind demnach sicher auch nicht gefallen, sondern Unfallopfer, materieller Ausgleich durch Herrn Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, und gnade Jung, man hat keine Advo-Card gehabt.... Man muss es anscheinend machen wie die Amis - man erfindet ein neues Gleiwitz und sagt : "Es ist Krieg, es ist ein gerechter Krieg, es ist ein uns aufgezwungener Krieg !", bringt im Irak Hunderttausende Zivilisten um und keinen stört's weiter, weder der Kriegsgrund noch die Kollateralschäden (die ja im KRIEG unvermeidbar sind und völkerrechtlich abgedeckt), jedenfalls scheint der amerikanische Durchschnittsoberst zu wissen, wo er gerade ist und was er gerade tut und was über den Einsatzdokumenten steht... Armer Herr Oberst Klein, und da las ich doch, dass gerade Sie so nachdenklich gewesen seien und sich vorbildlich um ihre Männer kümmern würden, was Sie ja auch taten.. Ich kenne ein paar Geschichten von Leutnants (selbst gehört in meiner Jugend in Mecklenburg beim Angeln von einem Kriegsversehrten, den wir Jungs manchmal per Rollstuhl an den Teich geschoben haben), die gegen den Befehl von Paulus das Leben ganzer Kompanien gerettet haben. Könnte es sein, dass Sie in Waterloo sind oder in Vietnam, nur dass das Syndrom "Hindukusch-Syndrom" heissen wird ? Meine Nachdenklichkeit würde sich nun in Ihrem Falle darauf richten, wem ich demnächst in den Arsch trete.. Und sei es nur, um zu erfahren, was ich eigentlich gerade mache.. Man sieht also, dass gerade bei Auftragstaktik ein hohes Mass an Klarheit und Rückendeckung herrschen muss, sonst ist nämlich gar nicht klar, was man eigentlich ist, in diesem Fall Krieger oder Tischler für Klettergerüste auf afghanischen Spielplätzen, in jedem Fall wird man schnell mal ein Bauernopfer... besonders dann, wenn die Auftraggeber auch nicht genau wissen, was sie eigentlich für einen Auftrag gegeben haben, Krieg soll es jedenfalls nicht sein... Ich bin heute noch froh und werde immer froher, dass ich (noch an der Militärakademie Dresden 1989) auf die Frage, ob ich mich für eine Übernahme bei der BuWe bewerben möchte, einfach schweigend mein Pipchen gestopft habe.. Vor Augen hatte ich so einen nach dem Mauerfall zu uns "ratgebend" entsandten überalterten Major aus dem Abendland, der in meinem ehemaligen Regiment sofort mit Durchfall auf's Klo musste, als er sah, dass wir TATSÄCHLICH scharfe Munition auf der Gefechtstechnik hatten.. Nach Rückkehr vom Topf erklärte mir dann dieser karierregeknickte Buschzulagen-Kamerad, was Gefechtsbereitschaft sei, allerdings nur bis 15.00 Uhr, dann schaute er auf die Uhr, er hatte nämlich Dienstschluss und die Bardame bei uns im Kasino war nicht hässlich und er hatte dank der Zulage ja mit der Erklärung des Begriffes "Gefechtsbereitschaft" und "ziviler Objektschutz" richtig gut verdient und mich geläutert. Ne, mein Lieber, zum Glück habe ich später ein paar absolut integere aktive Truppenoffiziere beim Pfeife rauchen kennen gelernt, auf die das Geschilderte absolut nicht zutrifft, um so schlimmer für Ihre innere Verfassung, wenn ich mich da einfühle bei der Tagesschau gelegentlich.. Nun, genug davon, wo man aber auch immer so hindriftet beim Pfeife rauchen, damals auf jeden Fall in die für mich weniger depressiv machende Richtung :-)))

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Darum jetzt aber fix zurück zu den Führungsprinzipien, bevor die Depression doch noch kommt :

Wenn man genau hinschaut, funktioniert jeder Betrieb, ja jede Gruppe / Mannschaft exakt nach diesen Prinzipien, immer irgendwie dazwischen. Oder sie funktioniert nicht, dann eben aus dem Grund der Nichtbeachtung der dialektischen Einheit dieser beiden Prinzipien. Das Militärwesen hat lediglich daraus abgekupfert und die Prinzipien erforscht und zu Papier gebracht.

Dazu kommt noch, dass in der Produktion der "Gegner" oft relativ statisch betrachtet werden kann (zB gemeinsames Fällen eines grossen Baumes, Bauen eines Hauses), während im Gefecht der Gegner aktiv versucht, unsere Taktik, unseren Plan zu stören... Dies findet sich dann im Handel oder bei der Eroberung von Märkten überall wieder. Und gerade hier ist dann "Auftragstaktik" von Vorteil, weil alle Ebenen nach einem Prinzip-Plan flexibel agieren können, dabei einfach ihre Aufgabe im Blick habend, Loyalität immer vorausgesetzt. Manchmal muss aber der Chef durchgreifen, weil keine Zeit ist oder weil ein Angehöriger der unteren Ebene versagt, das ist ja ganz klar. Wenn der Chef klug ist, stellt er denjenigen dann nicht bloss, sondern bringt es ihm bei. Sollte es sich aber um ein Loyalitätsproblem handeln, klärt er das prinzipiell oder aber er schmeisst ihn raus. Dschingis Kahn hat vorher noch Blei in ihn gefüllt und ihn dann auf einen Pfahl gesetzt, wir haben mittlerweile zum Glück ein Ressourcenproblem mit Erz und Tropenholz...

Man könnte also sagen: Der gute Kommandeur befiehlt nicht, sondern bestätigt die Pläne seiner Spezialisten (er weiss ja, dass seine Spezialisten vom jeweiligen Spezialgebiet mehr wissen als er selbst) und arbeitet dann diese "Unterpläne" in den "grossen Plan" ein . Übrigens setzt er dann sehr konsequent diesen einhellig erstellten Plan um, das ist sein Job. So funktionieren in jedem Fall die guten und erfolgreichen Unternehmen, sie sind von Teamgeist geprägt und die Mitarbeiter ergänzen sich. Eins ist aber auch ganz klar: In DIESEM System ist der Kommandeur immer in Gefahr, von seinen Spezialisten (die ja wirklich mehr von ihrer Materie verstehen als er selbst) betrogen zu werden. Deshalb muss er sei Augenmerk auf Vertrauen, Loyalität und Würdigung der Leistungen seiner Mitarbeiter setzen. Das wiederum erfolgt auf mentaler Ebene uswusf..... Letztendlich ist der "gute" Kommandeur dann jederzeit ersetzbar, was eine Gefahr für ihn ist ist, die nur abgewendet werden kann, wenn er eben selbst vertrauenswürdig ist und es ständig nachweisen kann... Andererseits ist es gut zu wissen, dass die Mannschaft auch bei Ausfall des Kommandeurs erfolgreich bleibt, hier liegt die eigentliche Aufgabe guter Chefs. In sehr guten Teams verschwimmen ohnehin irgendwann die Rollen, da die Sache und das Ziel im Vordergrund stehen und nicht der Kommandeur. Andererseits (zB bei Panik) muss schnell und effektiv entschieden werden, der Chef muss dann dafür auch die Verantwortung übernehmen... Man könnte Bücher damit füllen, aber diese kurzen Ausführungen reichen schon, um das Prinzip zu erkennen.

Das Tabakskollegium Berlin arbeitet auf einer sehr hohen Stufe der Integration im Sinne von Auftragstaktik und das auch nur, wenn etwas zu tun ist . Ansonsten gibt es keine Hierarchien, ehrlich gesagt sitzen wir sehr oft und eigentlich meistens einfach zusammen und freuen uns, dass wir mittlerweile relativ viel Nestwärme spüren miteinander. Dazu kommt noch die vorhandene Wehrhaftigkeit jedes Einzelnen, was seinen Standpunkt betrifft, die Kommunikation ist insofern ein feines Spiel der Standpunkte, und wenn sich alle einig sind, dann sind sie es eben auch. Ich persönlich vertraue jedem Einzelnen und versuche, mir das Vertrauen der anderen Mitglieder zu erwerben und muss das allerdings ständig wieder auf den Prüfstein der Praxis stellen (was ohnehin geschieht, besser ist, man fragt seine Freunde, ob man Scheisse gebaut hat in ihren Augen) , was aber sehr vergnüglich ist, zumal es mittlerweile immer mehr verschwimmt, wer was eigentlich in den Plan eingebracht hat... Übrigens liegt hier mein eigentliches Motiv für das Ganze: Ich möchte unter Leuten sein, denen ich vertrauen kann. Die anderen denken ähnlich, so kann es dann gemütlich sein. Wir halten uns dann dran und vertreten das auch geschlossen nach aussen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir seit ewigen Zeiten keine "Nabelschau" mehr durchgeführt haben, es ist nicht nötig und spart unheimlich viel Zeit, da wir ja etwas unternehmen wollen und über die Welt reden und Tabak probieren usw.usf. Gleichzeitig versuchen wir natürlich, die Umstände, unter denen unser Klub lebt, zu unseren Gunsten zu gestalten und so beteiligen wir uns daran, einfache Sache. Das Langsamrauchen ist z.B. nicht unser Spezialgebiet, ehrlich gesagt, aber man trifft nette Leute da, also fahren wir ab und zu mal hin... . Der hohe Grad an Integration hat natürlich nicht nur Vorteile, denn da wir einfach an totale oder doch sehr grosse Offenheit gewöhnt sind, betrachten wir jeden Neuankömmling unter diesem Aspekt und sind des Öfteren enttäuscht worden. Daran hat er im Einzelfall noch nicht einmal schuld, denn er kann ja nett und freundlich sein, Vertrauen und Freundschaft sind jedoch ein anderes Paar Schuhe. Insofern muss jeder, der Mitglied werden will, tatsächlich durch jemanden von uns vorgeschlagen werden und ist ein Jahr lang zur Probe dabei. Über unsere Ehrenmitglieder Rainer Barbi, Peter Heinrichs, Wolfgang Diez und Kurt Eggemann haben wir lange gesprochen und einige von denen sagen, dass sie in unserer Runde einfach das äussern können, was sie denken, ohne Angst zu haben, dass es übelgenommen werden könnte. Darauf sind wir stolz und werden daher die Anzahl der Freunde nicht zugunsten eines Sieges im Klubmitgliederzahlenwettbewerb erhöhen, da machen wir noch nicht einmal mit.

Zur Zeit überlegen wir, wie wir uns in die Organisation des "Tabakfestes" einbringen können, ohne unseren Klub zu überdehnen. Denn eins ist mal klar, auch hier gilt wieder die Präambel des Klubs:

"Wir wollen einfach gelegentlich in Ruhe unter Freunden zusammenkommen und etwas mit Genuss, Lebensfreude und angenehmer Kommunikation unternehmen und dabei unser Pfeifchen rauchen."

Und daran, liebe Freunde, will keiner von uns was ändern, bei aller Liebe...Taktik hin, Taktik her.... :-)

(C) Nils Thomsen, Übernahme (auch auszugsweise) nur mit Genehmigung, Quellenangabe und Barzahlung

 
nilst
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zuletzt bearbeitet 01.10.2009 | Top

RE:

#2 von nilst , 06.03.2010 03:17

Ergänzen kann man das Ganze mit einer hier beschriebenen grundlegenden Prämisse:

http://www.nilsthomsenkriminalfall.de/de...ehrenkodex.html

Gruss

NT

 
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